Sonntag, 7. Juli 2013

CD-Review: Hallig: "13 Keys To Lunacy"

Nach langer Zeit wage ich mich dann auch mal wieder an ein Review und bekomme auf meinen Wunsch nach Black Metal HALLIG aus dem Ruhrpott aufgetischt. Die Schwarzmetallkapelle, wie man sie im Westen doch nicht allzu oft antrifft, besteht seit 2010/2011 und hat mit "13 Keys To Lunacy" ihr bisher einziges, mysteriös klingendes Album rausgebracht.
Das Album beginnt mit 'If I Am The Storm' in mäßigem Tempo, eher im Hintergrund klingenden, aber sauberen Gitarren und recht trockenem, aber auch kaltem Gesang. Das Tempo variiert nur leicht zwischen mittel und Blast-Attacken. Als allerdings der pagan-anmutenden Klargesang einsetzt legt sich meine Begeisterung ein wenig; der passt meiner Ansicht nach nämlich gar nicht. Der Song kommt aber drüber hinweg.
Es folgt ein kalter Schrei und damit 'Hadaler Traum', ein sehr stimmungsvolles und abwechslungsreiches Stück mit abgehacktem, rhythmischem Gekeife und heftiger werdenden (kurzen) Blast-Passagen. Das Stück besitzt deutsche Lyrics (wie noch einige andere Songs des Albums) und wirkt wahrscheinlich allein deshalb schon aggressiver. Insgesamt erinnert der Stil sehr an HELFAHRT und FARSOT (fast schon zu sehr) was dazu beiträgt, dass mich das Ganze nicht wirklich überrascht und ich quasi schon weiß, wie der Rest klingen wird.
Es folgen Stücke wie 'Reinvigoration', welches von akustischen Gitarren begleitet wird und teils treibende, aber auch langsame, tragende Passagen mit sanften Gitarrenmelodien aufweist. Auch hier kommt vereinzelt Clean-Gesang zum Einsatz, allerdings passender als im ersten Stück. Hervorheben will ich noch 'Epiphany', was wohl das heftigste Lied des Albums darstellt. Kraftvoller Gesang zu rasantem und stetigem Geknüppel, Marschtrommel-Einlagen und einer fast schon bombastischen Atmosphäre. Kurz und knapp: Großartig! Eigentlich findet sich auf Nummer 7 noch das Stück 'Unter Menschen', wie ich dem guten alten Internet entlehnt habe. Mir ist es dennoch ein Rätsel, warum das bei meiner Promo nicht dabei ist. Entweder hat sich die Rock-Hard-Redaktion in meinen PC eingehackt und das Stück aufgrund seiner optischen und auditiven Ähnlichkeit zu einem anderen, umstrittenen Wörtchen weg zensiert oder mein Chef wollte verhindern, dass ich genau darauf herumreite (Anmerkung vom Chef: weder das Rock Hard noch ich haben was damit zu tun, dass der Track fehlt) und ich es eskalieren lasse (Tja, zu spät, ich habe es bemerkt. Es artete aus …). Möglich ist aber auch, dass es einfach nie auf der Promo drauf war. Ich kann jedenfalls die politisch korrekte Anhängerschaft beruhigen: Der Text zu dem Stück ist rein philosophischer Natur und absolut kein Seitenhieb aus der umstrittenen Ecke des deutschen Black Metal. (Nachzulesen auf der Seite Metal-Archives, das Wikipedia des Metal).
Zurück zum Thema: Das Album endet mit '13 Keys to Lunacy'. Auch hier – wie so oft – ist das Titelstück das mit dem höchsten Wiedererkennungswert. Das Lied hat nochmal alle Stilmittel des Albums aufgefahren und bietet einen meiner Ansicht nach gelungen Mitsing-Refrain:

"13 keys to lunacy
To the abyss of the mind
An inverted entity amidst the blacking of perception"


Zu diesem Chorus möchte man die Faust in die Luft strecken. Dieses Stück bringt das Album zu einem gelungen Abschluss und sorgt dafür, dass es dem Hörer gut im Gedächtnis bleibt.
Zuletzt ist zu sagen, dass HALLIGs Debüt ein gelungener Auftakt für eine recht neue Band ist. Mitreißende Übergänge, Präzises Schlagzeug, nahezu perfekte Abmischung und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Atmosphäre und Geschwindigkeit bietet sowohl den Anhängern der kompromisslosen Extremmusik als auch den Hörern eher progressiver, avantgardistischer Klänge etwas, da sich das Album von Titel zu Titel steigert.


Negativ bewerte ich allerdings die Ähnlichkeit zu bereits bekannten Bands (HELFAHRT, FARSOT und auch DER WEG EINER FREIHEIT u.a.), wie sie zurzeit ihren Zenit feiern und tatsächlich entweder geliebt oder gehasst werden.

HALLIG bieten nun einmal nichts Neues, hat aber definitiv Potential. Für mich ist diese Musik nicht rau genug und ich tu mich in der Regel schwer mit diesem Stil. Aber ich bin auch aus Erfahrung überzeugt, dass diese Stücke live vorgetragen deutlich mitreißender sind und generell einfach auf die Bühne getragen gehören, statt sie im stillen Kämmerchen (wie ich grade) bei helllichtem Tag ohne die passende Kulisse wie Kaffee weg zu konsumieren, um etwas darüber schreiben zu können. Gruß übrigens aus dem benachbarten Westerwald!
  
7 von 10 Punkten

[Amarok]

 

Nachtrag:

Inzwischen haben wir den 'Unter Menschen' nachgereicht bekommen und ihn uns beide angehört. Amarok findet diesen Track sehr gelungen und auch ich finde alles an ihm gut gemacht. Atmosphäre und Spannung stimmen erinnern teilweise an klassischen Black Metal der 90er á la SATYRICON, aber der deutsche Text und die epische Spielweise rücken das ganze auch etwas in die Nähe des deutschen Pagan Black Metal. Es ist in jedem Fall ein feines Stück Schwarzmetall!


[Adrian]

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