Freitag, 4. Juli 2014

Reingehört: Tigers Of Junction Street "Tigers Of Junction Street"

In der Hauptsache erhalte ich Promos aus den Bereichen Extreme oder Old-School Metal. Nichtsdestotrotz verirrt sich auch immer wieder mal ein Modern-Metal-Silberling in unseren Posteingang und beschert mir ein Dilemma. Was mache ich damit? Zerreiße ich ihn oder versuche ich objektiv zu sein? Im Falle von TIGERS OF JUNCTION STREET habe ich mich noch nicht entschieden.
Auf den ersten Blick liefern uns die Engländer auf ihrer selbst-betitelten EP einen Mix aus dem Rock-Krempel, der  uns seit der Jahrtausendwende als populär verkauft wird.
Hier ein wenig INCUBUS (vor allem die sanften Vocals erinnern mich an die amerikanischen Weichspüler), da ein bisschen PANIC AT THE DISCO oder FALLOUT BOY (gerade in den poppigen Screamo-Passagen kommen sie diesen Referenzen sehr nahe). Das alles ist so überhaupt nicht meine Baustelle und disqualifiziert die Truppe eigentlich sofort für eine Rezension bei Totgehört, gäbe es da nicht gewisse Details. Denn die Briten weisen immer wieder leicht progressive Züge (wie bei 'Cold Winter') auf, die entfernt an COHEED AND CAMBRIA erinnern, wodurch sie sich dann doch etwas vom Mainstream abheben können. Auch die geradezu post-rockigen Soundwände sind durchaus Merkmale, die man nur vereinzelt im seichten Pop-Sumpf der modernen Rock-Szene findet. Dennoch ist vor allem die Stimme von Sänger Josh einfach zu wenig originell und bewegt sich zu eindeutig im Fahrwasser von Bands wie RISE AGAINST (wobei dieser Vergleich etwas hinkt, die genannte Kapelle hat trotz ihrer Massentauglichkeit immer noch eine Menge Charakter und Individualität). Vielleicht finde ich auch deswegen das instrumentale 'Interlude' am besten, da hier ohne Vocals ein paar nette Melodien runtergezockt werden. Dem restlichen Material mit Gesang kann ich leider nur ein mittelmäßiges Fazit ausstellen. Technisch bewegt es sich zwar auf hohem Niveau, aber wenn man ehrlich ist, sind TIGERS OF JUNCTION STREET progressive Musik für Leute, die ihre musikalische Sozialisation mit Screamo begonnen haben. Ich kann auch ohne diese Band sehr gut weiterleben.

Wer allerdings auch etwas mit so Bands wie TESSERACT oder PROTEST THE HERO anfangen kann, ist hier unter Umständen richtig, während ich immerhin stolz auf mich bin, dass ich hierbei objektiv geblieben bin.
Ab 28. Juli kann man die EP über Hoffen Records abgreifen.

[Adrian]

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