Mittwoch, 24. Dezember 2014

CD-Review: Thaw "Earth Ground"


Schaut man sich die aktuelle Scheibe "Earth Gorund" von THAW so an, dann wundert man sich vielleicht wie unscheinbar sie daher kommt. Das Artwork ist ein verwittertes schwarzes Rillenprofil, das von einem simplen goldenen Band am oberen Rand des Digipaks begrenzt wird, während auch die einfache Bold-Schriftart recht bieder daherkommt. Wäre vorne ein eingefärbtes Bandfoto zu sehen, dann könnte man diese Scheibe ohne weiteres für einen Re-Release von Sony oder Universal halten, die versuchen mit einem musikalischen Meisterwerk der 70er bis 90er noch mal ein wenig Kohle zu scheffeln. Diese Platte allerdings hat rein gar nichts mit gefälligem Mainstream-Rock zu tun, sondern ist ein amtlicher Black-Metal-Hammer, der neben Doom und Noise auch eine Menge Ambient in sich birgt.

Ein echtes Gewitter bricht mit dieser CD über den Hörer hinein, das allerdings
zuerst recht brav beginnt und erst im Verlauf des zweiten Titels sein schwarzmetallisches Feuer gänzlich entfaltet. Dennoch bilden die tiefschwarzen Melodien sowie das Keifen von Sänger M und die massiven Ultra-Heavy-Riffs eine synergetische Verbindung, die von den verzerrten Noise-Elementen flankiert wird. Die polnische Kapelle beschreitet damit zwar keine völlig neuen Wege (lavaartiger Black Metal mit disharmonierenden Tönen gab es auch schon bei NACHTMYSTIUM), aber einerseits agiert die Band sehr souverän beziehungsweise weiß wie man einen wirkungsvollen Spannungsbogen spannt und andererseits ist diese spezielle Marschrichtung noch nicht von so vielen Interpreten eingeschlagen worden, dass man eine Übersättigung fürchten müsste. Allerdings fällt es schwer spezielle Titel von diesem Album hervorzuheben (bis auf eine Ausnahme). Im Grunde bilden die acht Titel eine in sich geschlossene Reise, wie man sie auch von Alben von zum Beispiel  BLUT AUS NORD her kennt. Denn auch hier werden immer wieder kurze Verschnaufpausen eingelegt (wie bei 'Soil'), die sich dann um so kräftiger in einer Schwarzmetallattacke entladen.
Insgesamt ist  "Earth Ground" der perfekte Soundtrack für die Nacht beziehungsweise um nebenbei ein Buch zu lesen oder etwas zu schreiben. THAW ist einfach sehr gut geeignet für die Erzeugung von Stimmungen und dem Aufbau einer intensiven Atmosphäre. Zwar sind sie noch etwas davon entfernt so einnehmend wie die genannten Genre-Referenzen zu sein, aber wir reden hier von Unterschieden auf einem hohen Niveau. Diese Osteuropäer befinden sich auf einem guten Weg. Das Trio aus Sosnowiec sollte man definitiv im Auge behalten, was für ein immenses Potenzial in dieser Truppe steckt offenbart allein der Rauswerfer 'Last Day'. Einfach Anhören und genießen!
Die CD ist seit 10.10.2014 über Witching Hour Productions verfügbar.

8 von 10 Punkten

[Adrian]

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