Mittwoch, 29. April 2015

Unerhört: Isenmor "Land Of The Setting Sun"

Nachdem ich zuletzt das neue Album von SKYFORGER begutachtet habe, habe ich mir selbst die Frage gestellt. Wie ist es eigentlich um die Folk- und Pagan-Metal-Szene bestellt? Immerhin ist nach dem großen Boom in den 2000ern die Szene in der aktuellen Dekade etwas eingeschlafen. Wie man an der genannten Referenzkapelle sehen kann, gibt es immer noch tolle Bands, die richtig starke Alben hervor bringen. Allerdings gibt es auch Gruppen, die einem wieder bewusst machen, wieso irgendwann den meisten das Gedudel und die akustische Metsauferei auf den Sack gegangen sind. ISENMOR ist leider genauso eine Truppe, die mit "Land Of The Setting Sun" eine EP produziert hat, die beim besten Willen keiner braucht.
Dynamisch und schnell starten die Amis zwar den Opener 'Death Is A Fine
Companion', aber führen die an sich guten FINTROLL-Bezüge (treibende Gitarren, fauchende Screams und gefällige Folk-Melodien) ad Absurdum, indem man versucht das brutale Fundament mit bombastischen US-Power-Metal-Akzenten zu "bereichern". Dazu müsste man allerdings die Kunst des Klar-Gesangs beherrschen und sollte nicht klingen wie ein übermotivierter BLIND-GUARDIAN-Fan mit Lungenentzündung beim Metalkaraoke. Ganz abgesehen von dem bisherigen Fiasko, zeugt das gesamte Song-Writing von wenig Kreativität und wühlt sich schamlos durch den Restposten der Pagan-Melodien, die so generisch wie nervtötend sind. 
'So Willingly Deceived' ist in dieser Kakophonie der traurige Höhepunkt, da aus irgendeinem Grund entschieden wurde den völlig unharmonischen Klargesang in den Vordergrund zu stellen, während 300 endlose Sekunden lang die Gitarren praktisch ohne etwas zu sagen zu haben vor sich hin plätschern und die Geigen das einzige erträgliche Element darstellen. Das brauchbarste Lied bildet der Rauswerfer (was auch daran liegen mag, dass er zumindest die Hoffnung in sich birgt, dass man das Ganze gleich hinter sich hat). Hier verbinden sich (viel zu spät) Streichinstrumente, Metal-Riffs und die Screams zu einer sinnigen Einheit (aber machen wir uns nichts vor - mit den Clean Vocals ist auch hier nichts anzufangen). 

Gerne höre ich mir "Land Of The Setting Sun" in keinem Fall nicht an! Die Amerikaner schaffen es hier einfach nicht den Geist und die Magie der europäischen Vorbilder (wie ELUVEITIE oder HEIDEVOLK einzufangen). Das muss nicht zwangsläufig am Atlantik liegen, der ISENMOR vom Gros der Folk-Metaller trennt, denn die beiden Violinisten Nick und Miles leisten an sich sehr gute Arbeit, aber sind eben auch das Einzige was hier positiv heraussticht. Das Song-Writing ist bestenfalls als leise Hintergrundbeschallung nutzbar (sofern es nicht damit beschäftigt ist zu gnadenlos Scheiße zu sein) und der Clean-Gesang (ich kann es nicht oft genug betonen) ist schlichtweg grausam. Bitte Leute, haltet euch von diesem Release fern! Denn nicht mal der besoffenste TURISAS-Fanboy kann zu diesem Schrott sein Methorn heben. Wenn der Folk- und Pagan-Trend nicht bereits abgeebbt wäre, spätestens mit diesem Release würde er es tun. Genießt also die Zeit bis zum 21. Juni, denn erst danach wird diese folkloristische Vergewaltigung auf die Menschheit losgelassen.

[Adrian]

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