Montag, 1. Juni 2015

Reingehört: Trivax "The World Is Dead"

Es gibt einige journalistische Arbeiten zum Thema Heavy Metal im Nahen Osten und der muslimischen Welt. Sehr gut sind sowohl der Vice Report über die erste Metal-Band im Irak, der Bericht zum Thema Syrien und Metal im aktuellen Legacy oder auch das Orient-Special im Rock Hard vor einigen Jahren. Trotzdem überrascht es mich immer noch ein wenig, dass es sogar in einem Staat wie dem Iran trotzt einer sehr restriktiven und extrem-konservativer Politik, die durch den Klerus bestimmt wird, eine kleine Metal-Szene gibt. Die Jungs von TRIVAX aus Teheran gehören zu dieser Bewegung und spielen nicht nur westliche Gitarrenmusik, sondern sogar Black Metal, was noch am wenigstens mit dem Weltbild einer sehr religiösen Gesellschaft zu vereinbaren ist. Kein Wunder, dass sich Bandkopf Shayan bereits 2011 nach Europa abgesetzt hat, um in der Heimstadt des Metals (Birmingham, England) TRIVAX wieder auferstehen zu lassen und die verkannten Posten mit neuen britischen Freunden zu besetzen. Ergebnis dieser internationalen Zusammenarbeit ist unter anderem die EP "The World Is Dead", die bereits vergangenen August in Eigenregie eingespielt wurde.

Gewidmet ist dieser 18-Minüter, dem 2014 verstorbenen Selim Lemouchi (bekannt vor allem durch THE DEVIL'S BLOOD). Bezug zu dessen Schaffen hat die Musik des Exil-Persers allerdings nicht. Nach einem etwas behäbigen Intro startet mit 'Wormwood' ein rustikales Black-Metal-Gewitter, das sich ein wenig an DISSECTION und WATAIN anlehnt, wobei sich die Gitarren auch nicht scheuen Ausflüge in melodisch-singende Bereiche zu unternehmen. 'Of Stone And Flesh' tendiert im Anschluss in eine ähnliche Richtung, nimmt sich mit fast acht Minuten Laufzeit mehr Zeit und ist insgesamt auch detailverliebter, so dass den dunkel-melancholischen Aspekten ebenso ausreichend Zeit eingeräumt werden kann, wie auch den monumentalen Schwermetall-Riffs und den  rasenden Black-Metal-Eskapaden.  Mit fast fünf Minuten ist der letzte Titel trotz des Namens eigentlich kein richtiges Outro und ist in etwa so lang wie ein durchschnittlicher Track der Kapelle, allerdings passiert hier deutlich weniger als man es bei dieser Spielzeit vermuten darf und im Grunde hätten es auch zwei Minuten getan, um die EP rund zu machen. Um Ehrlich, zu sein ist es eigentlich ohnehin schon zu viel des Guten wenn man bei zwei regulären Titeln, die knapp 12 Minuten dauern, noch mal einen draufsetzt, indem man fast fünfeinhalb Minuten In- und Outro anhängt. 
Das Fazit ist bei so wenig eigentlicher Materialdichte, gar nicht mal so einfach zu bestimmen. Insgesamt macht TRIVAX nämlich einen guten Eindruck: hier etwas DISSECTION und da etwas WATAIN gemischt mit TRIPTYKON, was man vor allem in manchen Gesangslinien wiederfindet. Das ist gut, aber auch nicht weltbewegend. Nach gerade einmal zwei Liedern von "The World Is Dead" will ich mir aber auch noch kein endgültiges Urteil erlauben. Das Reinhören in eine Full-Length würde ich auf jeden Fall vorziehen. 
Seit 13.08.2015 kann man eine von 100 Kopien der EP bei der Band direkt bekommen.

[Adrian]

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