Donnerstag, 18. Februar 2016

Live-Review: Ghost in Frankfurt

Am gestrigen Montag hat sich das schwedische Hardrock-Kollektiv GHOST direkt nach der Grammy-Verleihung ins Flugzeug gesetzt, um im Herzen von Europa ihre "Black To The Future" fortzusetzen. Unterstützt werden sie bei diesem Vorhaben von DEAD SOUL, die in der Frankfurter Batschkapp als erstes auf die Bühne gehen.
Und kaum sind die Südschweden auf der Bühne beginnen sich einige Zuschauer, die eben noch gespannt auf die Vorband waren, enttäuscht nach draußen zu bewegen. Wieder einmal schleppt ein großer Act in der Batschkapp eine ziemlich mittelmäßige Band mit sich herum. Der Vierer sieht zwar interessant aus und gerade der bärtige Frontmann mit Hut hat eine gute Bühnenpräsenz, aber der Funke springt einfach nicht über. Der Stilmix aus Blues, Doom, Darkwave und (spacigem) Rock ist einfach zu nichtssagend, um unterhaltsam zu sein. Von den düsteren Vibes her, passt man zwar gut zum Headliner. Allerdings ist der Sound insgesamt sehr eintönig und wirklich Stimmung will auch nicht aufkommen. Sorry, DEAD SOUL fällt bei mir komplett durch.

Die Geister wiederum wissen wie man eine spannende Show aufbaut. Schon lange bevor es losgeht wird die Pausenmusik durch chorale Klänge ersetzt.
Papa Emeritus III
(Quelle: Wikimedia)
Gefühlt dauern die Vorbereitungen eine Ewigkeit, aber steigern die Erwartung dafür ins Unermäßliche. Als GHOST dann endlich loslegt, gibt es kein halten mehr. Die Skandinavier starten gleich mit zwei Songs ('Spirit' und 'From the 'Pinnacle To The Pit') vom aktuellen Album "Meliora", die live besser rüberkommen als auf Platte. Dennoch sind es gerade die Songs von den ersten beiden, die für das größte Vergnügen Sorgen. Für gute Unterhaltung sorgen auch die Ansagen Papa Emeritus III, der wie immer mit einem leichten Bela-Lugosi-Akzent redet und sich weniger Ernst nimmt als sein Vorgänger am Mikrofon. Das kommt gut an und so sichert man sich immer wieder einige Lacher im Publikum. Zum Beispiel bei der Thematisierung deutscher Essgewohnheiten (Würstchen und Sauerkraut) oder der Vorstellung der Nonnen auf der Bühne (die lediglich einen dekorativen Zweck erfüllen) wirkt der Fronter eloquent und souverän. Ab Mitte der Show lässt der Gegenpapst auch die Bischofskutte bei Seite und präsentiert sich in schwarzem Frack und weißen Handschuhen (so wie er auch bei den Grammys aufgetaucht ist). 

Damit verfügt er über mehr Bewegungsfreiheit, erhöht die Agilität und legt zusammen mit seinen Ghouls (die für schwarzgekleidete Maskenträger unheimlich charismatisch wirken) eine starke Show hin, die einerseits dezent okkult wirkt und zum anderen ein tolles Rock-Spektakel darstellt. Rhythmische und eingängige Lieder wie 'Year Zero' werden dabei besonders abgefeiert. Meine persönliche Sternstunden sind aber am Ende 'Ghuleh / Zombie Queen' und 'Ritual', die von einem Großteil der Anwesenden mitgesungen und zelebriert werden. Nach gut 90 Minuten endet das Spektakel und lässt ein zufriedenes Publikum zurück, das sich maximal über die überteuerten Merchandise-Preise von 30 Euro für ein T-Shirt und 40 Euro für einen Long-Sleeve ärgern konnte. 
Alles in allem beweisen die Herren von GHOST, dass sie sich nach wie vor auf dem Weg nach oben befinden und dass 2016 ihr Jahr werden könnte. 

[Adrian]

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