Mittwoch, 9. März 2016

Reingehört: Chiral "Snow//Heritage"

Wir feuen uns bei Totgehört immer über Kapellen in unseren Promo-Posteingängen, die am Ball bleiben. Bands, die es schaffen mehr als eine Demo oder ein Album zu machen ohne sich direkt wieder aufzulösen. Groß ist die Freude natürlich, wenn die Truppen auch noch was taugen. Bei CHIRAL, einem Ein-Mann-Black-Metal-Projekt aus Norditalien, wiederum bin ich etwas skeptisch. Das erste Album "Abisso", das wir hier besprochen haben, war qualitativ keineswegs schlecht, aber auch keine Offenbarung. Ob die neue EP "Snow//Heritage" daran was ändern kann, klären wir in der Folge.
Der Opener 'Sage Moon' ändert schon mal gar nichts. Ach du Schande, was ist denn das für eine Qualität? Man könnte meinen die Gitarren seien durch einen alten Game Boy aufgenommen worden. Wenn man hiermit WOMAN IS THE EARTH Tribut zollen will, geht das tüchtig nach hinten los, denn mit dem kraftvollen und atmosphärischen Original hat das hier wenig zu tun. Allein die Macht der Drum-Vorlage ist hier völlig verschwunden. 
Die Neo-folkigen Kompositionen gehen im direkten Vergleich viel besser hinunter. 'Now Her Weeping' ist eine an sich wunderbar reduzierte und einfache Nummer, die gut ins Ohr geht - zumindest bis auf einige Griffe in den Gitarrensoli, die leicht daneben klingen. Warum sich der Südeuropäer das Leben hier selbst so schwer macht, wissen nur die Götter. Die etwas umständlichen Akustik-Winkelzüge sind leider auch in 'Nowhere The Kingdom Fell' viel zu präsent. Ich verstehe zwar, dass Chrial überzeugt ist, dass er damit das Fehlen von Vocals adäquat kompensieren könne. Das ist allerdings nicht der Fall. Die einzelnen teilweise leicht dissonanten Tonfolgen reizen gewaltig die Gehörgänge und schaden dem guten Eindruck, der bisher entstanden ist. 'Whiteness' ist dann als schwarzmetallischer Rauswerfer wirklich erlösend. Ich habe zwar vor einigen Zeilen noch die Überlegenheit der Neofolk-Tracks hervorgehoben, aber aus genannten Gründe freue ich mich über den starken letzten Titel. 
Immerhin schafft es CHIRAL nach einem unterdurchschnittlichen Cover und zwei folkigen Songs mit Schönheitsfehlern dann doch noch einen guten Track auf seine aktuelle EP zu bannen (die etwas nervigen Choreinschübe überhöre ich einfach mal). "Snow//Heritage" ist eine wirklich durchwachsene EP. Man muss schon sehr stark auf CHIRAL stehen, um diese Platte genießen zu können. Dennoch solltet ihr euch euer eigenes Bild machen, denn der an den Tag gelegte Stil ist wirklich etwas speziell.
Ab 22.03.2016 gibt es das Teil bei der Band beziehungsweise dem Musiker selbst zu erstehen.

[Adrian]

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