Dienstag, 10. Mai 2016

Off-Topic: Captain America - Civil War

Es ist schon wieder eine Weile her, dass wir uns mit etwas anderem als Metal beschäftigt haben und wir würden es auch nicht tun, wenn es nicht unbedingt notwendig wäre. Anlass ist die Tatsache, dass ich es am Montag endlich geschafft habe mir im Kino "Captain America - Civil War" anzuschauen (ja, ich nenne es "Captain America - Civil War" und nicht "First Avenger - Civil War" wie es bei uns beworben wird - Frage: gelten wir Deutschen schon als so anti-amerikanisch, dass man das Wort "America" in Marketingstrategien vermeiden muss?). Ich versuche in der folgenden Rezension keine Spoiler zu verwenden, allerdings werde ich Sachen ansprechen, die schon in den Trailer zu sehen waren. Wenn ihr also zu der Sorte Menschen gehört, die sogar Trailer meiden, um einen Film völlig unvoreingenommen schauen zu können, dann geht lieber erst ins Kino.
Ich habe mich von dem Hype, den das Marvel Cinematic Universe (kurz MCU) um sich aufgebaut hat, vollends anstecken lassen. In den Tagen vor dem Filmstart habe ich mir die unterschiedlichsten Avenger Comics, Cartoons, Animes (ja die gibt es - und die sind überraschend gut) und andere Marvel-Filme angeschaut, um einmal mehr in der Welt der Superhelden einzutauchen. Mit
Quelle: TNS Sofres
"Deadpool" hatte dieses Jahr auch schon stark begonnen, "Batman v/ Superman" wusste dann (bei allen Schwächen) wie man Fan-Service und kurzweilige Action einsetzt über Handlungsschwächen hinweg zu täuschen und mit "X-Men: Apocalypse", "Doctor Strange" und "Suicide Squad" stehen sogar noch weitere Filme auf meiner Kino-Liste 2016. Mitten in diesem Comic-Film-Ausnahmejahr erscheint "Civil War" und bildet den aktuellen Höhepunkt der laufenden MCU-Phase. Wer alle drei "Iron Man"-Filme, die beiden letzten
Quelle: marvelousRoland
"Captain America" und "Avengers" Streifen sowie "Ant Man" gesehen hat, ist direkt in der Handlung drinnen. Aber auch wer sich nicht alle acht (!) genannten Filme angeschaut hat, kann der Saga folgen. So werden die alten Avengers Hulk und Thor nur noch  kurz erwähnt und tauchen selbst nicht im Film auf und alles, was wirklich handlungsrelevant ist, wird einigermaßen treffend rekapituliert. Umgekehrt ist alle Marvel-Filme gesehen zu haben, aber auch keine Garantie dafür um jedes Detail und jede Anspielung zu verstehen. Das liegt vor allem daran, dass sehr subtile Kleinigkeiten aus den letzten "Captain America"-Filmen auffegriffen werden, die man nur als absoluter Die-Hard-Fan parat haben kann. 
Im Gegensatz zum Fundament der letzten Filme, gibt es auch einige neue Charaktere in diesem Film. So werden zum Beispiel Black Panther (sein eigener Film soll Anfang 2018 erscheinen) und Spider-man (der erneut neu aufgelegt wurde) in das MCU eingeführt. Beide machen eine gute Figur und die Chemie mit den bekannten Marvel-Helden stimmt.
Überhaupt gefallen mir die schauspielerischen Leistungen sehr gut. Elizabeth Olsen als Wanda alias Scarlet Witch zum Beispiel gibt dieser Rolle einen herrlich
Elizabeth Olsen verkörpert Wanda
Quelle: Gage Skidmore (Flickr)
zerrissenen Unterton und Vision (verkörpert von Paul Bettany) erinnert fast ein wenig an Dr. Manhattan bei seinem Bestreben möglichst menschlich zu wirken (was ihm übrigens besser gelingt als dem Watchman, der tatsächlich auch mal ein Mensch war). Ebenfalls gelungen sind die Kampfszenen. Sie wirken episch groß und gerade die Crossover-Fights der Helden sind ein Fest für Fans.
Es gibt aber auch negative Punkte. So ist gerade die Handlung inzwischen eigentlich zu aufgeblasen und wirkt größer als es dem Film gut tut ("wie war das noch mal? Und welchen Film hätte ich sehen müssen, um das jetzt zu verstehen?"). Die Motivationen der Charakter so zu handeln, wie sie es tun, wirkt manchmal etwas erzwungen (auch wenn man hier einen besseren Build-Up hat als bei "Batman v/ Superman"). Auch werden mir persönlich die Schauplätze etwas zu oft gewechselt (New York - Wien - Bukarest - Berlin und wieso sind wir jetzt auf einmal in Leipzig?), immerhin geht es in dem Film um Personen, die zum Teil von der Regierung gejagt werden - werden diese Typen bei lang-strecken Flügen nicht kontrolliert? Allerdings ist das größte Problem, das ich mit dem Film habe, die Tatsache, dass es ein "Captain America"-Film ist. Das klingt natürlich erstmal unlogisch, denn der Titel des Films macht dies
Chris Evans (spielt Captain America)
Quelle: Rwoan (wikimedia)
ziemlich deutlich, aber bei diesem All-Star-Cast denkt man trotzdem zuerst, dass man es mit "Avengers 2.5" zutun hat. Bei allen Charakteren steht dennoch der Cap und sein Kumpel Bucky aka Winter Solider im Vordergrund. Das ist eigentlich nicht so schlimm, allerdings fühlt sich die Handlung etwas zu sehr recycelt an. Fassen wir zusammen: Cap wird zum Staatsfeind und das hat irgendwo mal wieder mit Bucky zu tun. Etwas was mich auch stört ist Daniel Brühl in der Rolle von Zemo. Brühl macht seine Sache zwar gut, tauchte aber vorher nie im MCU auf und bekommt auch hier zu wenig Screentime, um wirklich eine Beziehung zum Zuschauer aufzubauen. In einem Film der mit einem solch immensen Build-Up an allen Fronten arbeitet, ist es gerade bei einem Thema wie dem Bösewicht wichtig, ihm Zeit zu geben sich zu entwickeln.
Alles in allem ist "Captain America - Civil War" ein sehr guter MCU-Film, der seine Stärken (Action-Szenen, die Helden und die Atmosphäre) aber auch seine Schwächen (Bösewicht, komplexe Handlung und Redundanz) hat. Diese 150 Minuten sind kein Meilenstein - aber man wird weniger kontroverse Reaktionen wie "Batman v/ Superman" hervorrufen. Es gibt ein paar Längen, aber im Endeffekt wird man dafür stets mit starken Pay-Offs entschädigt. Schaut euch den Film an, wenn ihr Comic- und Action-Fans seid, aber denkt daran er heißt "Captain America - Civil War" und wenn ihr (wie ich) nicht die allergrößte Begeisterung für die Ark des First Avengers teilt, dann wird euch die eine oder andere Sache an diesem Streifen nicht gefallen. Vielleicht wurde er auch deswegen in Deutschland so beworben wie man es aktuell tut. Denn die Geschichte vom Cap ist nicht die aufregendste im MCU.  

[Adrian]  

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