Freitag, 16. September 2016

Editorial: Ruhe in Frieden, Bolt Thrower!

Die Meldung ist vor zwei Tagen eingeschlagen wie eine Bombe - die britische Death-Metal-Institution BOLT THROWER löst sich auf. Nach mehr als 30 Jahren ist Schluss. Diese Entscheidung ist eine Folge des unerwarteten Todes von Martin "Kiddie" Kearns, der der Band seit 1994 als Drummer gedient hat. Nicht zufällig wurde die Auflösung der Gruppe deswegen auch am 14. September bekanntgeben, dem ersten Jahrestag seines Todes. Zu wichtig sei seine Rolle innerhalb der Kapelle gewesen, um einfach weiterzumachen, weswegen man sich zu diesem schweren Schritt entschlossen habe. 

Auch wenn dieser Schritt sehr konsequent ist und zur aufrechten Einstellung der Briten passt, ist das ein herber Verlust für die gesamte Metal-Szene. BOLT THROWER stand immer für die grundlegenden Ideale der Underground-Bewegung. Kommerz hat die Engländer nie interessiert - so haben sie beispielsweise ihre Band-Shirts im DIY-Selbstvertrieb angefertigt und zum Selbstkostenpreis auf Konzerten verkauft, was regelmäßig zu skurrilen Bildern geführt hat, bei denen sich Konzertbesucher wie alte Hausfrauen beim Sommerschlussverkauf aufgeführt haben. Ihre Konzerte selbst waren ebenfalls ein strahlendes Beispiel für den Dienst am Fan. Bis zuletzt blieb man preislich deutlich unter dem Niveau, das andere Bands des gleichen Kalibers verlangen, und man stellte dabei immer Packages zusammen, die mit tollen Vorbands bestückt waren. 
Zwei Mal war ich auf einer BOLT-THROWER-Clubshow (und einmal auf einem Festivalauftritt). Beide Indoor-Shows fanden im Andernacher JUZ statt, in einem Abstand von knapp acht Jahren (2006 und 2014) und beide Shows stehen in meiner ewigen Live-Bestenliste sehr weit oben.

 Wenn man BOLT THROWER auf einem Konzert erlebt hat, konnte man immer die Energie und das Feuer spüren, die auf das gesamte Publikum übersprangen. Auch wenn man nicht mit der gesamten Diskographie vertraut gewesen ist, war es der brachiale und gleichzeitig hymnenhafte Sound, der einen durchweg mitreißen konnte. 
Aber auch Lieder wie 'The IVth Crusade', '...For Victory' oder 'No Guts, No Glory'
Karl Willetts mit Memoriam auf dem
Party.San Open Air 2016
bleiben unvergessen und werden auch in weiteren 30 Jahren auf den Playlisten künftiger Metaller zu finden sein. Mit BOLT THROWER verabschiedet sich nämlich nicht nur eine exzellente Live-Band, sondern auch ein Garant für großartige Studioalben. Deswegen ist es auch besonders bitter, dass wir nie erfahren werden, wie der lang-angekündigte Nachfolger zum 2005er Werk "Those Once Loyal" geklungen hätte. 
Der einzige Trost, der dem geneigten BOLT-THROWER-Fan bleibt, ist die Tatsache, dass Sänger Karl Willetts auch mit seiner Zweitband MEMORIAM weiterhin aktiv sein und auch viele Songs der Bolzenwerfer spielen wird. Dennoch wird BOLT THROWER eine Lücke hinterlassen, die der Death Metal wohl nie ganz schließen wird können. In diesem Sinne: zollt den Briten Respekt, indem ihr ein paar alte Alben auflegt und schaut euch einige Live-Aufnahmen an. Wir müssen dieser Ikone dankbar sein für die vielen geilen Jahre, die sie uns beschert haben.

[Adrian]

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