Samstag, 8. Oktober 2016

Reingehört: Wølfenstein "Staedter"

Irgendwie haben es diese Crust-Punks mit klassischen Ego-Shootern. Nachdem wir euch zuletzt bereits DUKE NUKEM vorgestellt haben, begeben wir uns heute nach Stuttgart, um uns die Schwaben von WØLFENSTEIN und ihren neusten Release "Staedter" genauer anzuschauen. Seit vier Jahren veröffentlicht das Quartett aggressive Platten im Spannungsfeld von Crustcore, HC-Punk, Noise und Black Metal. Allerdings haben sie weniger mit der bekannten Videospielreihe zutun, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Denn der Bandname leitet sich von dem jüdischen Lyriker und Expressionisten Alfred Wolfenstein ab, der während des zweiten Weltkriegs im Pariser Untergrund lebte. 

Dieser Namenspatron ist nicht zufällig gewählt. Denn auch die Band selbst
spricht sich entschieden gegen Rassismus, Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie aus. Bei diesem Credo wird die selbsternannte Elite der Internet-Krieger wieder das Kotzen kriegen und versuchen sich mit infantilen Anfeindungen zu übertreffen. Denn wie kann sich eine links-versiffte Gutmenschenkapelle erdreisten ihren heiß geliebten Black Metal in den eigenen Stil einzubinden? Nun, sie machen es eben einfach. Und das was sie machen, machen sie ausgesprochen gut. Die Shouts sind kraftvoll und erinnern an die alte Schule des Screamos (bevor dieser Begriff durch jaulende Kajaltruppen diskreditiert wurde). Das Riffing ist ebenfalls exzellent. Die Gitarren bauen massive Wände auf und schlagen ein wie ein Morgenstern, was in Verbindung mit den brachialen Beats eine apokalyptische Atmosphäre erzeugt. Außerdem schaffen es die Süddeutschen erstaunlich gut die Balance zwischen HC-Attitüde und wabernder Schwarzmetall-Wut zu wahren, die mit den kratzigen Noise-Sound-Fetzen song-dienlich verbunden werden.  

Kurzum, WØLFENSTEIN ist ein wunderbarer Bastard aus düsterem Metal und krustigem Hardcore. Wer da noch immer meint, dass man Black Metal und Core nicht kreuzen kann, wird hier eines besseren belehrt. Die 29 Minuten Spielzeit beinhalten so unglaublich viel, dass man auch nach mehrmaligem hören immer noch neue Facetten entdeckt. "Staedter" ist eine musikalische Reise in die urbane Finsternis unserer modernen Gesellschaft. Hier gibt es keine verschneiten Wälder und gehörnte Teufel, sondern nur Betonschluchten und die Dämonen in einem selbst. Wer Bands wie TOTENMOND, ANCST und WOLFBRIGADE feiert, sollte hier unbedingt ein Ohr riskieren.
Am 22. Oktober erscheint bei Backbite Records mit einer kleinen Beteiligungen von ein paar anderen Labels wie Wooaaargh die LP in drei verschiedenen Farben und kann bereits jetzt vorbestellt werden.

[Adrian]

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