Montag, 20. März 2017

Reingehört: Hessaja "Planet Sedam: ISON"

HESSAJA sollte ich eigentlich besser kennen - immerhin stammt diese Band wie ich (ursprünglich) aus Limburg an der Lahn. Allerdings habe ich diese Band erst ein, zweimal live gesehen und mich auch nie intensiver mit ihrer Musik beschäftigt.  Die neuste EP "Planet Sedam: ISON" ist allerdings vor allem optisch so ansprechend aufgemacht, dass es sich fast allein deswegen lohnt ein Ohr zu riskieren. 
Das Artwork des großformatigen Vinyls ist weitestgehend in Weinrot gehalten und mit goldenen Verschnörkelungen und einem Logo, das sich in Blitz und Feuer verzweigt, versehen worden - beides wiederum umrahmt eine blasse Berglandschaft. Enthalten sind lediglich zwei Titel, die es insgesamt auf eine Spielzeit von 23 Minuten bringen. Das riecht nach Doom Metal, aber damit würde man nur einen Teil des Stils erfassen. Die zwei überlangen Tracks stecken voller Überraschungen und präsentieren sich von vielen unterschiedlichen Seiten. Mal dominiert eine Black-Metal-Kante, während wenige Minuten später der Sludge das Ruder übernimmt. Auch Post Rock findet hier ebenso seinen Niederschlag wie Avantgarde Metal. Besonders einzigartig sind die Vocals von Sänger Tom (beziehungsweise Ex-Sänger? - denn die Stelle scheint zur Zeit verkannt zu sein, wenn ich die Facebook-Seite der Hessen richtig deute - im Ernst, man findet nur wenig offizielle Infos über diesen Act). Er schreit gepresst, faucht gelegentlich ins Mikro und singt in einer osteuropäischen (?) Sprache, die ich nicht erkennen kann. Das klingt wahlweise schwarzmetallisch-genial oder (gerade die Presswurststimme) tut dezent in den Ohren weh. Instrumental sind aber gerade die Gitarren tadellos und sorgen für eine ordentliche Gänsehaut.
Alles in allem mischt man hier verschiedenste Einflüsse , die von FORGOTTEN TOMB, SAINT VITUS über OMEGA MASSIF bis CROWBAR so ziemlich abdecken, was das Spektrum des atmosphärischen Metals zu bieten hat. Kurzum, "Planet Sedam: ISON" ist düster, obskur und monolithisch. Nicht alles zündet auf Anhieb - an die Vocals werden sich manche Hörer erst gewöhnen müssen - aber das macht den zweiten Release von HESSAJA überhaupt erst so interessant. Keine leichte Kost für zwischendurch, sondern ein dicker Batzen Schwarzbrot, an dem man lange zu kauen hat. Wenn man sich diese Scheibe jedoch erarbeitet hat, ist das Hörvergnügen umso größer. 
Ab dem 21. April kann man sich bei WOOAAARGH die Vinyl abholen oder die zwei Songs schon jetzt als Download bei Bandcamp erwerben.

[Adrian]

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